Geschichte allgemein

Gemäss der Strättligchronik gehört die Kirche von Reutigen nicht „offiziell“ zu den von Rudolf v. Hochburgund gestifteten Kirchen. Sie ist jedoch als Filialkirche von Wimmis erwähnenswert und stammt baugeschichtlich auch aus der frühromanischen Zeit. Wie die Kirche von Wimmis unterstand sie dem Bischof von Lausanne.

Die Kirche Reutigen soll im Mittelalter eine vielbesuchte Marienwallfahrtsstätte gewesen sein. Offenbar bestand bez. dieser Kirche tatsächlich eine Verbindung zu Rudolf II. von Hochburgund, denn es ist überliefert, dass im Jahre 994 die Tochter Rudolfs II., Kaiserin Adelheid, die Güter von Wimmis, der von ihr gestifteten Benediktinerabtei Selz im Elsass schenkte. Es ist nicht erwiesen, dass Reutigen damals bereits eine Kirche besass. Selbst im Kirchenverzeichnis von 1228 ist die Marienkapelle von Reutigen nicht aufgeführt. Filialkirchen wurden aber oft nicht in den Verzeichnissen eingetragen. Erst im Jahr 1339 taucht die Kirche in den Urkunden auf. 1412 ermöglichte die Stiftung eines Ulrich in Hofen, Burger von Thun, in der Kirche Reutigen einen eigenen Geistlichen einzusetzen, der 3 Mal pro Woche die Messe zu lesen hatte. Die Sakramente durfte jedoch nur der Priester von Wimmis spenden.

1480 verkaufte die Abtei Selz die Güter der Kirche Reutigen zusammen mit dem Kirchenschatz an die Stadt Bern. Seit der Reformation ist das Gotteshaus nun reformierte Pfarrkirche und steht unter dem Schutz der Eidgenossenschaft.

Die Kirche Reutigen ist eine Saalkirche; ihre besondere Zierde ist das Türmchen. Ganz besonders zu erwähnen sind im Kircheninnern die weitläufigen Malereien. Originellstes Wandbild ist wohl der sogenannte „Feiertagschristus“. Weiter sind ein Christophorus zu sehen und ein in mehreren Bildern dargestelltes Leben Jesu sowie das Jüngste Gericht. Ferner sind zu sehen: Die Flucht nach Ägypten, der Gottvater, das Abendmahl, Christus am Ölberg, die Geisselung und das „Noli me tangere“. Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1480 und ist aus Sandstein gehauen. Aus dem Jahr 1660 stammt der Abendmahlstisch, die Holzkanzel von 1671. Die Kanzel von 1671 trägt die Inschrift: „Salig sind die das Wort Gottes horen und bewahren spricht Jesus, Lucae 11 V 28,1671“.

1764 wurde das Pfarrhaus nach Plänen von Niklaus Sprüngli, unter Einbezug des vorangehenden Baus, umgebaut. 1909 erhielt die Kirche neue Glocken.